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Die österreichische Regierung oder: Kann jemand das KURZe Kasperltheater stoppen?

Okay, bitte große Vorsicht: hier wird es jetzt regierungskritisch!

Jaja, schon klar. Politische Meinungen sollte man für sich behalten und man kann sich damit ins Aus schießen. Aber hey, ich habe mich bei einigen bereits mit dem "Fuckboy - Guide" ins Aus geschossen und ich liebe gute Diskussionen. Solche Diskussionen startet man meist mit einer Meinung, die gegensätzlich ist. Deshalb starte ich jetzt mit meiner politischen Meinung.

Ich verfolge die politischen Geschehnisse in unserem Land und auch im Ausland mit stetig wachsender Skepsis und auch Abneigung. Ich gehe zu jeder Wahl, beschäftige mich intensiv mit den Parteien und versuche differenziert an das Ganze heranzugehen. Ich wähle die Partei, die mir am meisten zusagt und meine Interessen meiner Meinung nach am Besten vertritt. Dies kann sich bis zur nächsten Wahl ändern, ganz klar. 

Als ich noch im Gymnasium war, war für mich der Bereich Bildung sehr spannend, in Studium und Ausbildung ist der Bereich des Gesundheitswesens sehr spannend. So verschieben sich die Interessen und auch die bevorzugten Parteien, weshalb ich mir jedes Mal wieder die Parteien aufs Neue reinziehe. Und jedes Mal wieder noch enttäuschter bin als vorher. Deshalb sprechen wir jetzt mal ganz offen über das Kasperltheater in der Wiener Hofburg und warum mir dabei regelmäßig das Kotzen kommt. 

 

ÖVP. Schwarz. Türkis. Whatever. Scheint als befinden sie sich in einer Selbstfindungsphase, ähnlich einem Teenager - Mädel. Von Emo - Gothic - Girl zu It - Girl. Zumindest kam es mir so vor. Jetzt haben wir also da nen Bundeskanzler. Sebastian Kurz heißt er. Jung ist er. Aalglatt. Adrett. Korrekt. Und löst bei mir meistens ein Augenrollen aus, oder ein Stirnrunzeln. Warum? Er ist eben jung. Verdammt jung. Zu jung für so ein wichtiges Amt. Was mich am meisten stört: Herr Kurz hat nie auch nur einen Tag gearbeitet. Hat nicht mal sein Studium beendet. Jaja, werft mir Neid vor, aber ich in ja generell der Meinung, dass die Menschen, die über unser Land und uns "Normalos" entscheiden, wenigstens ein paar Monate in einer Firma, einem Krankenhaus, als Handwerker oder Ähnlichem gearbeitet haben sollen. Sie sollten mit dem Geld mal ein paar Monate auskommen, welches wir verdienen. Die meisten unserer hochgeschätzten und verehrten Politiker haben keinen blassen Schimmer, was Österreichs Arbeiterklasse tagtäglich so verrichtet. Und mit was für unfairer Bezahlung wir unser Leben finanzieren. Der ehemalige Kanzler Wolfgang Schüssel brachte vor laufender Kamera einen gröberen Schnitzer, indem er eine Frau abwies, die ihm sagte, sie könne sich ihr Leben nicht mehr leisten. Er tat dies ab und zeigte der Arbeiterklasse, was sich die Politik überhaupt von uns denkt. Nichts.

Diejenigen die über mich und meine Arbeit entscheiden, sollten verdammt nochmal auch dort gearbeitet haben.

Nicht nur so ne Semi - Ahnung, wie z.B. Fr. Mag. Beate Hartinger - Klein. Sie hat zwar Sozial- und Wirtschaftswissenschaften studiert, bei der steiermärkischen Krankenanstalten GmbH gearbeitet (als Bereichsleiterin der Internen Revision) und war auch eine große Nummer beim Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, war aber nie im Rest des Gesundheitssektors. Für alle, die sie nicht kennen: Das ist die mit der 150€ - Saga. Unsere erlauchte Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz. Klingelts? 

Die ist Ministerin für Gesundheit und ich frage mich ja wirklich, ob sie jemals einen Stationsalltag mitbekommen hat?

Die Ministerin für Arbeit. Ob die wohl mal bei 40 Grad in einer Halle geschuftet hat?

Die hat diese Bereiche inne und hat wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung, wie es dort zugeht und wo die Regierung was verbessern muss.

Aber zurück zur ÖVP. Türkis - Schwarz und so. Führende Regierungspartei neben der FPÖ. 

Was habe ich bei dieser Wahl gefiebert und gebetet. Ich habe Allah, Buddha, Gott und alle möglichen Götter angefleht und bin auf Knien vor dem Fernseher herumgerutscht und habe mir alles zur Wahl reingezogen. Prognosen, Wählerstromanalysen, alles. Da ich keine gute Verbindung zu irgendeiner Gottheit habe (wahrscheinlich weil ich Kirchen und Gebetsstätten so gut als möglich meide...da trifft mich nur der Blitz) hat meine Beterei und Herumrutscherei nichts gebracht. Genau die Parteien, die ich zwangsläufig nicht vorne sehen wollte, waren vorne. Als gute Österreicherin, die die Demokratie akzeptiert, hab ich das dann abgenickt. Was soll ich auch sonst tun? Heulen weil der böse Strache sich jetzt wichtig machen kann? Oder weil der Gymnasiast irgendwie Bundeskanzler wurde? Nicht mit mir. Ich lehnte mich zurück und verfolgte einfach nur, was die Regierung so trieb. Gefiel mir nicht alles. 

Der Tenor in Österreich lautet bei den meisten im Moment so: Die Regierung ist so toll. Wir haben schon so viel weiter gebracht! JUHU.

Ich glaube ich lebe in einem anderen Österreich. In irgendeiner parallelen Welt. Oder ich habe eine ernsthafte Störung mit schwerwiegendem Realitätsverlust, denn was die Regierung alles so weiter gebracht hat...naja, ich seh davon jetzt nicht all zu viel. Zumindest nicht, wenn ich mir die Wahlversprechen ins Gedächtnis rufe. Ich habe also was verpasst. Gut, gelobt sei das heilige Internet, welches ich durchforste. Zeitungsartikel, Aussendungen der Bundesministerien, Interviews. Ich suche und lese, vergleiche und analysiere. Was ich sehe: Nichts, welches mir einen freudigen Laut entlockt. Was ich noch sehe: Die mittlerweile nicht mehr ganz so schwarze, sondern türkise ÖVP macht einen Schwenk. So wie das gesamte Land bei der Wahl einen offensichtlichen Rechtsruck machte. Mit wachsender Skepsis gucke ich zu, wie diese Partei von schwarz, zu türkis und bald zu einer FPÖ light Version mutiert. Und wie wir alle wissen: auch in light - Produkten ist sehr viel Zucker. Und Zucker im Übermaß macht krank.

 

Die FPÖ, H.C. Strache, Herr Haimbuchner und der ganze blaue Verein. Die Leute, die mich gut kennen, wissen, dass ich seit ich mich für die Politik interessiere, die FPÖ ablehne. Aus einem simpeln Grund: Ihr Parteiprogramm, ihre Wahlversprechen und die Menschen, die in dieser Partei sind, gefallen mir nicht. Punkt. Aus. Ende. Ich diffamiere sie nicht als "Nazis", auch ihre Anhänger nicht. Für jeden, der etwas klar denkt, ist eh erkennbar, dass sie - nett ausgedrückt - den Patriotismus ganz hoch halten. Und ich meine das NICHT im Guten. Rassisstische Ausrutscher, Statements und so weiter und sofort prägen die Medienlandschaft und die PR der FPÖ. Aber sie sind nicht nur deshalb nicht meine Partei. Alles wofür sie stehen deckt sich nicht mit meinen Ansichten. 

Die FPÖ ist ja bekannt für Furore zu sorgen und das Land sehr offensichtlich zu spalten (siehe Bundespräsidentschaftswahlen). Als sich der gute Herr Hofer betrogen fühlte trieb die FPÖ einen Skandal voran und die ganze Wahl wurde wiederholt. Auf Kosten der Steuerzahler. Gaaaaanz großes Kino. Ich fühlte mich ein bisschen an mich als Kind erinnert. Ich war nämlich eine sehr schlechte Verliererin. Meine Mama war eine Großmeisterin im Mensch - Ärger - dich - nicht. Und ihr ist ein paar Mal das Spielbrett um die Ohren geflogen, wenn sie mich wieder beim Spielen geschlagen hat. Bevor ich wirklich verlieren konnte, habe ich begonnen zu heulen und zu schimpfen, hab das Spielbrett abgeräumt, mich am Boden gekugelt und bin wutentbrannt von Dannen gezogen. Die FPÖ hielt es bei den BP - Wahlen ähnlich. Denn verlieren stand nicht auf ihrem Plan und regte die Kleinkind - Eskalation in den blauen Reihen an. 

Was nach diesem ganzen Scheiß blieb: Ein gespaltenes Österreich. Ich habe sogar erlebt, dass Freundschaften an dieser Wahl zerbrachen, weil sich die Gemüter so erhitzten. Unglaublich, nicht? 

Bundespräsident wurde dann Alexander Van der Bellen. Zwar macht er dem "Bellen" in seinem Namen keine Ehre, aber ich verstehe auch bis heute nicht, für was ein Bundespräsident wirklich nötig ist. "Bellen" könnte er trotzdem mehr, denn ich glaube nach wie vor, dass er ein kluger Mann ist. Das dürfte er ruhig auch durchblicken lassen.

So peinlich wie es der "rechte" Flügel unserer Regierung auch treibt, so peinlich treiben es auch die "linken". 

 

Liste Pilz. Halloooo, was zur Hölle? Was war das eigentlich? Oder besser, woher kamen die und wo sind sie abgeblieben? Vor allem der Herr Pilz persönlich. Ach ja, der hat das #metoo nicht verstanden. Oder es anders interpretiert. Die Liste Pilz erinnerte mich ein bisschen an den Pokémon Go - Trend. Für kurze Zeit war das in aller Munde und plötzlich. STILLE. Weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Dieses kurze Gastspiel wurde von einigen Fails begleitet und ich fühle mich von dieser Partei nach wie vor an ein Kabarett erinnert. Als ob die das nie wirklich ernst genommen hatten.

Oder wie das Dschungelcamp. Die Z - Politiker, die kaum jemand kennt müssen nochmal ins Rampenlicht, weil...

Ja, warum eigentlich? Was zum Teufel wollten die eigentlich wirklich? 

 

Und das fulminante Ende der Grünen? Da muss ich wohl ganz hart sagen: Das war verdient! Und zwar sowas von. Das Einzige, was mir an dieser Wahl wirklich gefallen hat, war das Ausscheiden und Versagen der Grünen. Ja, ich weiß, man soll sich nicht am Leid anderer erfreuen, ich Sünderin (seht ihr, deshalb betrete ich keine Kirche, ich habe noch viel bösere Gedanken!), aber mal ernsthaft? Wer hat sich da nicht ganz kurz (lol, in dem Wort sehe ich einfach nurmehr ein Wortspiel!) gefreut?

Was auch immer die Grünen die letzten Jahre machten: es war immer Bullshit. Die griffen was an und BUM, hatten die daraus Scheiße gemacht. Irgendwann auf ihrem Weg haben sie einfach ihre Linie verloren und haben vergessen, was sie für Österreich wollten. Einzig und allein das "Shaming" der anderen Parteien stand bei denen im Vordergrund und das hat ihnen tausende Wähle gekostet. Denn auch wenn man in dem dreckigen Politkrieg mal einen Seitenhieb gegen die Gegenseite schlägt, so ist es keine gute Idee, das permanent abzuziehen. Das macht niemanden Spaß und nervt zum Schluss nur.

Ich hatte ein Mädchen in der Volksschule, die bei jedem Blödsinn der gemacht wurde, sofort ihren Zeigefinger ausstreckte und den Übeltäter verpetzte. Mit allen Details. 

Frau Glawischnig und ihre grünen Kollegen hatten zum Schluss den Zeigefinger die ganze Zeit ausgestreckt. Und für ihr "Shaming" hätten sie eigentlich fünfzehn Zeigefinger gleichzeitig gebraucht. Ein Wunder, dass die nie einen Krampf bekommen haben. Und dann noch ein letztes Aufbäumen von der Glawischnig: Novomatic! Was habe ich gelacht. Da kam ich gar nicht mehr raus aus dem Lachen. Tja, die Grünen und ihre Zeigefinger sind mittlerweile ziemlich von der Bildfläche verschwunden, was mich nicht weiter stört. Aber diese Peinlichkeiten werde ich mein Leben lang wohl nicht vergessen.

 

Und die SPÖ? Tja. Also. Tja. Fehlen da noch jemandem die Worte? 

Ich fand den Kern ja immer sehr sympathisch und authentisch. Irgendwie ein bisschen wie der Strolz. Aber er war mir zu sympathisch. Zu authentisch. Dieses Zu habe ich nie ganz erfassen können. Warum ich es so empfunden habe, aber es war da.

Ich hatte SPÖ und ÖVP von Anfang an für mich ausgeschlossen. Ich bin immer für frischen Wind in der Politik und Rot - Schwarz, das haben wir schon ewig, da bin ich noch ein Mückenschiss und nicht der Rede wert gewesen. Während sich die ÖVP seit dem letzten Jahr um 180 Grad gedreht hat (nicht zum Guten) ist die SPÖ einfach stehen geblieben und hat weiter blöd geguckt. Ähnlich einem Kiffer, den man fragt, was sein Sternzeichen ist und der 20 Minuten später antwortet: "Baseball?" Irgendwie hat die SPÖ noch nicht ganz kapiert, dass sie schön langsam mal mit der Zeit gehen müssen. Was mir an der SPÖ am (vorsicht, Ironie) allerbesten gefällt?

Die fangen immer ganz stark an, haben nen tollen Plan und dann...setzt episodisches Alzheimer ein und sie vergessen was sie wollten. Und anstatt sich daran zu erinnern machen sie halt was Anderes. Zumindest fühlt es sich für mich so an. 

 

Und weil ich den Strolz schon angesprochen hab: Die Neos fand ich toll am Anfang. Der Strolz, ein charismatischer, redegewandter, intelligenter Mann, der auch mal was gearbeitet hat! Ja, stellt euch vor. Bei dem hatte ich immer das Gefühl, er weiß wirklich von was er redet. Bei dem dachte ich mir, der wäre gut für unser Land. Aber ob ihm die Macht zu Kopf gestiegen ist? Oder ist der zufällig öfter mal mit der Glawischnig unterwegs gewesen? Denn auch von Seiten der Neos gab es plötzlich das obligatorische Bashing. Liebstes Opfer von Strolz: H.C. Strache und seine blauen Kumpanen. Okay, ich mag die FPÖ auch nicht und ich wettere da auch schon mal gegen. Aber doch nicht so. Nicht ständig. Da muss man sich ja fremdschämen. Dennoch fand ich das, wofür die Partei grundsätzlich steht, ganz richtig. Und was macht der Strolz? Da verpisst sich der aus der Politik! Da ist mir schon die Kinnlade runtergeklappt. Einfach so. Kopfschüttelnd hab ich mir das angesehen und mich gefragt: wie soll das jetzt weitergehen? Die haben doch niemanden bei den Neos, der den Strolz ersetzen kann. Und bis jetzt habe ich auch nicht das Gefühl, dass das jemals kommen wird.

 

Und im Endeffekt lese ich jeden Tag die Zeitung und gucke mich im Internet um. Verfolge die politischen Geschehnisse und schüttle meistens den Kopf. Unsere Regierung ist bis jetzt einfach nur ein Kasperltheater, mit vielen Fails und Furoren, komischen Patzern und eigentlich keinen genauen Ergebnissen. Irgendwo zwischen dem Anfang der Wahlen und dem heutigen Zeitpunkt hat die Koalition die Richtung verloren und die führenden Parteien arbeiten jetzt irgendwie nebeneinanderher. Es gibt für die wirklich wichtigen Probleme im Land nicht einmal ansatzweise adäquate Lösungen. Offensichtliche Missstände ignoriert man oder spielt man herunter. Und das war auch in der letzten Regierung so. Und in der davor. Was die Politik braucht ist kein Van der Bellen als Bundespräsident, der die Klappe nicht aufbringt. Wir brauchen auch keinen Kurz, der von Tuten und Blasen soviel Ahnung hat wie ich von einem Verbrennungsmotor. Wir brauchen auch keinen Strache, keinen Kern. Was wir brauchen ist etwas Neues. Wir brauchen Politiker, die die Realität anerkennen und sie nicht verschleiern. Politiker, die sich wirklich für das Wohl der Bevölkerung und nicht einfach nur für Wirtschaft und die Präsenz nach Außen hin interessieren. Wir brauchen eine Demokratie, die volksnahe und ohne Machtspielchen funktioniert. Jaaa, lasst mich dieses Wunschdenken verfolgen, ich weiß, dass es sich nie ändern wird. Ich bin realistisch, manchmal will ich aber auch von glitzernden Einhörnern träumen. Auch wenn diese Einhörner eher eine wirklich gute Regierung sind.

Tja und an die Wähler bleibt nur eins: Hört auf euch wegen der Politik zu bekriegen. Ist doch scheiß egal ob jemand links - rechts - oben - unten ist. Begegnet euch mit Respekt und Höflichkeit, so wie ihr erzogen wurdet und lasst doch die Kasperln aus der Hofburg außen vor. Gibt viel Wichtigeres zu besprechen. Und noch was: Ich plädiere für Internetverbot für alle Politiker! Allen voran: Trump! Kann dem Mann endlich jemand Twitter wegnehmen? Ich halte dieses Fremdschämen nicht mehr aus und bei den ganzen Facepalms wegen ihm tut mir der Kopf schon dermaßen weh. Das kann sich keiner mit ansehen!

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