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Das Fortgeh – Dilemma oder: Narkotisieren bis zum Eintreten des gewünschten Zustandes (Teil 2)

Ich habe mich dieses Wochenende noch einmal ins Nachtleben gestürzt, um weitere Typen zu identifizieren. Das Problem: irgendwie ist es eskaliert und endete mit einem unfreiwilligen Badegang um 2 Uhr morgens. 

Pitschnass und durchgefroren kam ich heim, um festzustellen, dass ich das Klischeé der Schnapsdrossel erfüllt habe, und zwar in vollem Umfang, inklusive der organisch bedingten Störung Alkheimer. Mehr als Hoppala, fällt mir dazu auch nicht ein. 

Nachdem ich mich gestern dann den ganzen Tag in Selbstmitleid gesuhlt habe, weil ich nicht nur völlig peinlich war, sondern wohl auch zwei oder drei Menschen extrem auf die Füße gelatscht bin, kommt heute meine gewohnte Arroganz und auch das Selbstbewusstsein zurück und ich lache mittlerweile drüber. 

Dennoch entschuldige ich mich einmal öffentlich dafür, dass ich betrunken nicht nur anstrengend, sondern auch peinlich, dämlich und idiotisch bin. Da ich generell schon zur eher enthemmten Spezies gehöre und nüchtern auch schon ganz offen über meine Ausscheidungen, sexuellen Vorlieben und Ähnliches spreche, bin ich betrunken beinahe noch schlimmer. Da mir das bewusst ist, geschieht es eben eher selten, dass ich mich betrinke. Trotz unfreiwilligem Badegang, peinlichen Anrufen und Sprachnachrichten, sowie unpassenden Aussagen, habe ich es geschafft noch ein paar Typen zu erörtern. Also komme ich endlich dazu, den zweiten Teil des Fortgeh - Dilemmas zu schildern.

Kleine Warnung (warum ich immer so viele Warnungen aussprechen muss?): Alle Angaben sind ohne Gewähr. Ob meines nicht ganz einwandfreien Zustandes am Freitagabend sind meine Erinnerungen leicht verzerrt. 

Dann mal los:

 

Die Heulsuse:

Egal ob auf einer Hausparty oder beim Fortgehen in Lokalen. Irgendwo, ein paar Seitenstraßen weiter, sitzt sie und heult sich die Augen aus. Sie wimmert und schluchzt so herzzerreißend, dass man überhaupt nicht versteht, was sie eigentlich sagt. Ich kann euch sagen, was sie sagt: "Alles ist scheiße." 

Und sie hat natürlich recht: Das Leben ist scheiße. Man kann sich nicht aussuchen in diese Welt zu kommen, einige Dinge kann man nicht kontrollieren und am Ende stirbt man sowieso. Bla bla, Weltuntergang, bla bla. Ja, sie hat recht, was sie aber in ihrem völlig desolaten Zustand vergisst: man kann auch verdammt viel Gutes tun und machen. Wenn man also schon hier ist, dann sollte man das Beste rausholen. Da der Alkohol aber die tiefsten Gefühle befreit, kommt es ihr nicht in den Sinn, dass zwischen dem ganzen Scheiß auch etwas Gutes lauert. So wie hinter jeder Ecke ein paar Richtungen lauern.

Neben der Heulsuse hockt ihre beste Freundin, die fortwährend Dinge wie: "Alles wird gut.", "Ist schon gut.", "Mach dich nicht fertig." sagt. Dass diese völlig hirnlosen Phrasen nichts nutzen, ist aber jedem egal. Neben der helfenden Hand, die die Heulsuse permanent streichelt, ist die beste Freundin aber auch der Kampfhund schlechthin. Wenn jemand vorbeikommt und helfen möchte, wird dieser angegiftet und vertrieben, mit so einer Aggression, dass ein Wutausbruch von Kim Jong - Un (die ja bekanntlicherweise in Atombombentests gipfeln) dagegen wirkt wie ein Kleinkind, dass nichts Süßes bekommt. 

Was macht man in so einem Fall? Flüchten! Die beste Freundin wird nämlich sogar handgreiflich, wenn es sein muss und die Heulsuse hört sowieso nicht mehr auf zu heulen. Wenn sie es doch tut, dann kommt der nächste Heulkrampf, sobald sie sieht, dass ihr Make - Up durch die Tränen aufgelöst ist und sie nun etwas von einem Waschbär auf Dope hat. So kann sie sich keinen Typen mehr aufreißen, der die plötzliche Leere in ihrem Inneren füllt. 

Die Heulsuse habe ich identifiziert, weil ich das am Freitag auch mal wieder gemacht habe. Meine beste Freundin war mein bester Freund, der aber nur bedröppelt daneben stand und keine Ahnung hatte, was zu tun war. Das einzig Gute: Er hat mein Handy konfisziert, nach einer höchst peinlichen Sprachnachricht an jemanden, der mich jetzt berechtigterweise ignoriert. 

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, habe ich ihm das Handy wieder abgeluchst (ich dämliches Stück) und noch ein paar mehr peinliche Aktionen damit durchgeführt. Dies bringt mich zum Vorsatz, dass ich mein Handy nicht mehr mitnehme, wenn ich fort gehe. 

 

Der Aggressive:

Manche Menschen reagieren ja auf Alkohol sehr aggressiv. Den musste nur anstupsen und er dreht völlig durch. 

Am Anfang sind sie völlig normal. Lehnen an der Bar, quatschen, lachen und haben Bier in der Hand. Mit der Zeit und der steigenden Anzahl Bier, werden sie zunehmend düsterer. Sie gucken böse jeden an, der ihnen zu Nahe kommt und erinnern ein bisschen an eine Bulldogge. Im Laufe des Abends suchen sie sich einen Typen aus, der ihnen besonders auf die Nerven geht. Ich weiß nicht wie, oder warum, aber sobald sie sich auf jemanden fixiert haben, kann sie nichts mehr halten. Wie es der Zufall will fällt genau der Typ, der ihnen schon die ganze Zeit auf die Nerven geht, vor die Füße, sodass die Aggressiven stolpern und Bier verschütten. Dies reicht aus, um ihre innere Bestie zu befreien und eine herrliche Prügelei beginnt, die mit allen unfairen Mitteln geschlagen wird. Ende der Story: Hausverbot, einige blaue Flecken und manchmal ein netter Restabend auf einer Polizeidienststelle.

Zum Glück kommen solche Menschen doch eher selten vor, aber wenn man sowas bemerkt: Lokalwechsel, oder zumindest 10 Meter Sicherheitsabstand. Ihr wollt in sowas nicht mitreingezogen werden. Ich spreche aus Erfahrung, weil ich mal in sowas geraten bin. Nicht nur, dass ich auch einen sehr unsanften Schlag erhalten habe, ich verbrachte beinahe 3 Stunden bei der Polizei um fünf Mal zu wiederholen was passiert ist, obwohl ich nicht von Anfang an dabei gewesen war. Das war nervig und unnötig. Und ich erhielt außerdem auch Hausverbot, obwohl ich mit der Sache überhaupt nichts zu tun hatte. 

Wenn ihr wisst, dass Alkohol euer Aggressivitätspotenzial steigert: lasst doch bitte die Finger davon. Das ruiniert nicht nur euch den Abend, sondern auch ziemlich vielen Unbeteiligten. 

 

Die Nüchternen:

Diese tun mir am meisten leid. Entweder sie sind schon den ganzen Abend dabei, nippen an ihren Antialkoholischen Getränken und langweilen sich, oder sie kommen irgendwann gegen Sperrstunde, weil sie einen sehr betrunkenen Anruf erhalten haben und nun die Freunde vom Bordstein kratzen müssen und nach Hause bringen. 

Die Nüchternen begeben sich außerdem in größte Gefahr: die Betrunkenen kotzen ihnen nämlich gerne mal in oder aufs Auto, halten einem plötzlich die Augen zu, während man ne dunkle Landstraße entlang fährt oder ziehen einem schön mal die Handbremse auf der Autobahn bei circa 130 Stundenkilometern. 

Wenn sie schon den ganzen Abend auf der Party sind, dann werden sie von allen anderen fertig gemacht, da sie die Einzigen sind, die noch rational denken. Sie verhindern meist richtig miese Aktionen und retten dem ein oder anderen den Arsch, wofür sie aber angepampt werden, weil sie eine solche Spaßbremse sind. 

Ich würde empfehlen: wenn ihr schon nüchtern sein müsst, dann lasst die Party ausfallen, stellt das Handy auf laut und holt die Betrunkenen einfach nur ab. Im Auto bindet ihr sie am besten mit Kabelbinder fest, oder fixiert sie mit Spanngurten im Kofferraum. Auch könnt ihr ihnen eine Tüte umbinden, damit sie euch nicht alles vollkotzen. Wenn ihr könnt, dann seid einfach nicht nüchtern, damit ihr euch das Leben nicht unnötig schwer macht.

 

Last but not least: Die Geilen

Manche werden vom Alkohol einfach nur wuschig. Und zwar extrem. Solche finden sich meist auch relativ schnell und dann geht es rund. Die liefern einen Soft - Porno mitten im Lokal, schön mit Fummelei unter der Kleidung, richtig speichelbelasteten Küssen und Geräuschen, die selbst die Musik übertönen. Sie sind wie ein Autounfall, man will nicht gucken, kann aber nicht anders. Man ist sich außerdem nicht sicher, ob sie es jetzt nicht gleich mal am Tisch treiben, oder nicht. Die zwei bekommt man außerdem nicht mehr auseinander und manche von denen haben sicher irgendeinen Weltrekord aufgestellt. Das geht beinhart stundenlang so dahin, an den verschiedensten Orten und in den verschiedensten Positionen. Nach einiger Zeit scheinen sie mit dem Inventar zu verschmelzen und man bekommt sie nicht mehr mit, bis sie sich für fünf Sekunden von einander lösen, um wieder etwas Alkohol nachzuschütten.

Nervig ist das Ganze eigentlich nur, wenn man mit einem der beiden fort ist. Denn dann steht man dumm daneben und hat genau gar keinen Spaß mehr. Man will nämlich nicht sehen, wie die beste Freundin oder der beste Freund die verschiedensten Flüssigkeiten mit einem anderen Menschen austauscht. Und man will es nicht hören. Eigentlich will man nur dass es aufhört.

Ich würde empfehlen: sucht euch auch jemanden. Oder stellt euch einfach zu einer anderen Gruppe dazu. Oder verschwindet einfach. Die Geilen werden den Rest des Abends nicht mehr aufhören, das kann ich euch versprechen. 

 

Zum Schluss kommt jetzt noch die moralische Seite:

Am Anfang ist fort gehen toll. Mystisch, spannend, aufregend. Es gibt am nächsten Tag Geschichten zu erzählen, denn der Alkohol lässt einen Dinge tun, die man normalerweise nicht macht. Das erste Mal war ich mit 15 fort und ich fühlte mich total cool. Mit 18 hörte ich langsam auf damit, ging zwar jedes Wochenende in die Stammkneipe, trank aber nicht mehr so viel. Ich tendierte immer mehr dazu mich gemütlich zu Hause mit Freunden zusammenzusetzen. Mit 20 ging ich dann nurmehr zu großen Festen in der Umgebung. Die Spannung und Freude verflog allmählich und mittlerweile sehe ich beinahe nurmehr Nachteile darin. Wie mir letzten Freitag wieder bewusst wurde, tut mir Alkohol nicht gut. Nicht nur wegen dem massiven Kater am nächsten Tag, sondern weil ich mich unter Alkoholeinfluss völlig irrational verhalte und eine Seite von mir zeige, die mir überhaupt nicht gefällt. 

Dennoch wird es bestimmt nicht das letzte Mal sein, dass ich fort war und auch nicht das letzte Mal, dass ich einen über den Durst trinke. Ich bin nunmal realistisch und realistisch ist, dass ich 21 bin und manchmal noch über die Stränge schlage. Ich habe noch einige Fehler zu machen, aus denen ich lernen muss, deshalb fange ich jetzt wider besseren Wissens nicht an, völlig aufs Fort gehen zu verzichten. Ich plädiere immer für völlige Authentizität und deshalb sage ich das auch. Alles andere wäre eine glatte Lüge, um besser dazustehen.

Die verschiedenen Typen wurden nun präsentiert, wenn auch der zweite Teil jetzt etwas kürzer ausgefallen ist. Nun könnt ihr mir gerne sagen, ob ich etwas vergessen habe! ;)

 

Ansonsten: bis auf ein paar blaue Flecke und einer möglichen Erkältung, weil ich um 2 Uhr morgens unbedingt mal baden gehen wollte, ist mir nicht viel von Freitagnacht geblieben. Ich habe zwar Fotos gesehen, aber ich kann sie nicht recht mit meinen Erinnerungen in Einklang bringen. Es bleibt wohl nur zu sagen, dass es mir wirklich leid tut, falls ich jemandem sehr unangenehm war (nicht falls. Ich war es). Das nächste Fest wird in zwei Wochen stattfinden und das ist und bleibt ein Pflichttermin, den ich wahrnehmen muss. Vor allem, weil ich dann endlich mein Alien Anja in die Arme schließen kann. Ich freue mich also sehr aufs Lederhosentreffen in Windischgarsten, das bei mir meistens aus dem Ruder läuft. Jedoch werde ich es dieses Jahr mal nicht völlig übertreiben. 

Vielleicht sieht man ja auch den ein oder anderen Leser dort, ich würde mich freuen!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Alien Anja (Sonntag, 15 Juli 2018 21:24)

    Also ich bin definitiv gestern auf heute Typ "Schnapsdrossel" gewesen, aber mit verdammt viel Spaß ^^
    Und den werden wir in zwei Wochen auch haben, aber sowas von! Ich freu mich tierisch drauf!